Demenz: Definition und Bedeutung
Demenz betrifft weit mehr als nur das Gedächtnis – sie verändert das Denken, Fühlen und den Alltag eines Menschen grundlegend. Doch was genau steckt hinter der Diagnose?
Was ist Demenz?
Demenz ist eine Mischung aus Symptomen, die das Gehirn betreffen und nach und nach geistige Fähigkeiten wie das Erinnerungsvermögen, das Denkvermögen und die Orientierung beeinträchtigt. Betroffene vergessen nicht nur Namen oder Termine – ihr gesamtes Alltagsleben verändert sich. In fortgeschrittenen Stadien kann es sogar schwierig werden, sich an nahe Angehörige zu erinnern oder einfache Aufgaben wie das Anziehen selbstständig zu bewältigen.
Die Krankheit tritt meist bei älteren Menschen auf, ist jedoch keine normale Alterserscheinung. Demenz wird durch verschiedene Erkrankungen verursacht, die die Nervenzellen im Gehirn schädigen oder absterben lassen. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche Demenzformen, die individuell verlaufen können.
Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer
Viele Menschen setzen Demenz und Alzheimer gleich, doch das ist nicht ganz richtig. Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die mit einem fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer ist hingegen die häufigste Form der Demenz – sie macht rund 60 bis 70 Prozent der Fälle aus.
Während Alzheimer schleichend beginnt und sich über Jahre hinweg verschlechtert, gibt es andere Demenzarten wie die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst wird und oft in Schüben verläuft.
Häufigkeit von Demenzerkrankungen
Demenz zählt weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen betroffen (Stand: 2023) – Tendenz steigend. Da die Lebenserwartung steigt, wird auch die Zahl der Demenzpatienten in den kommenden Jahren zunehmen.
Weltweit leben nach Schätzungen der WHO mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz. Jedes Jahr kommen fast 10 Millionen neue Fälle hinzu. Die Erkrankung betrifft nicht nur die Patienten selbst, sondern auch deren Familien, die oft große emotionale und organisatorische Herausforderungen bewältigen müssen.
Demenzformen und ihre Unterschiede
Demenz ist nicht gleich Demenz – es gibt verschiedene Formen, die sich in ihren Ursachen, Symptomen und im Verlauf unterscheiden. Die vier häufigsten Demenzarten sind die Alzheimer-Demenz, die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz. Jede dieser Formen hat eigene Besonderheiten, die für Betroffene und Angehörige wichtig zu kennen sind.
Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz ist mit rund 60–70 % aller Fälle die häufigste Form der Demenz. Sie entsteht durch Eiweißablagerungen im Gehirn, die Nervenzellen schädigen und letztendlich absterben lassen.
Typische Symptome:
- Gedächtnisverlust (besonders Kurzzeitgedächtnis)
- Orientierungslosigkeit und Verwirrung
- Schwierigkeiten mit Sprache und Alltagshandlungen
- Persönlichkeitsveränderungen
Die Krankheit beginnt meist schleichend und schreitet über Jahre hinweg fort. Anfangs stehen Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen im Vordergrund, später fällt es Betroffenen immer schwerer, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden oder einfache Tätigkeiten auszuführen.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht, zum Beispiel durch Schlaganfälle oder verstopfte Blutgefäße. Die Nervenzellen erhalten nicht mehr genügend Sauerstoff und sterben ab.
Typische Symptome:
- Plötzliche oder schrittweise Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
- Sprach- und Bewegungsstörungen
- Stimmungsschwankungen oder Antriebslosigkeit
Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz verläuft die vaskuläre Demenz oft in Schüben, da neue Durchblutungsstörungen immer wieder das Gehirn schädigen. Eine frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist nach den Eiweißablagerungen (Lewy-Körperchen) benannt, die sich in den Nervenzellen ansammeln und deren Funktion stören. Diese Form der Demenz ändelt in einigen Aspekten Alzheimer, weist aber besondere Symptome auf.
Typische Symptome:
- Starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit
- Optische Halluzinationen (Betroffene sehen Dinge, die nicht da sind)
- Störungen der Bewegungsabläufe, ähnlich wie bei Parkinson
- Hohe Empfindlichkeit gegenüber Beruhigungs- und Narkosemitteln
Besonders herausfordernd für Angehörige sind die Halluzinationen, die sehr lebhaft und für Betroffene real wirken können. Die Krankheit verläuft oft wellenförmig – an manchen Tagen sind die Symptome stark, an anderen Tagen fast nicht wahrnehmbar.
Frontotemporale Demenz (FTD)
Die frontotemporale Demenz betrifft vor allem jüngere Menschen zwischen 50 und 60 Jahren. Sie entsteht durch den Abbau von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns, was vor allem das Verhalten und die Persönlichkeit verändert.
Typische Symptome:
- Verändertes Sozialverhalten (z. B. unangemessenes oder enthemmtes Verhalten)
- Sprachstörungen oder eingeschränktes Sprachverständnis
- Nachlassende Empathie und emotionale Teilnahmslosigkeit
- Antriebslosigkeit oder zwanghaft wiederholtes Verhalten
Da das Gedächtnis in frühen Stadien oft noch relativ gut erhalten ist, wird diese Form der Demenz manchmal erst spät erkannt. Der Umgang mit Betroffenen kann für Angehörige besonders schwierig sein, da sich die Persönlichkeit stark verändert.
Symptome und Anzeichen von Demenz
Demenz entwickelt sich schleichend und kann anfangs leicht übersehen werden. Viele der ersten Anzeichen werden als normale Alterserscheinungen abgetan. Doch während es völlig normal ist, gelegentlich den Schlüssel zu verlegen, sind ernsthafte Gedächtnislücken oder Orientierungslosigkeit im Alltag oft ein Hinweis auf eine beginnende Demenz. In diesem Kapitel erfährst du, welche Symptome typisch sind, woran man frühe Anzeichen erkennt und wie man Demenz von normalen altersbedingten Veränderungen unterscheidet.
Typische Symptome
Die Symptome einer Demenz hängen von der jeweiligen Form und dem Fortschritt der Erkrankung ab. Allgemein lassen sie sich in drei Hauptbereiche unterteilen:
Gedächtnis und Orientierung:
- Vergessen von kürzlich erlebten Ereignissen oder Gesprächen
- Verlegen von Gegenständen an ungewöhnlichen Orten (z. B. Schlüssel im Kühlschrank)
- Schwierigkeiten, sich an bekannte Wege oder Personen zu erinnern
- Verwirrung über Zeit und Ort
Denken und Sprache:
- Probleme, die richtigen Worte zu finden oder Sätze zu beenden
- Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen
- Nachlassen der Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen
Verhalten und Persönlichkeit:
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Depression
- Rückzug aus sozialen Aktivitäten und Interessenverlust
- Ungewöhnliches oder unangemessenes Verhalten
Je weiter die Demenz fortschreitet, desto stärker beeinflussen diese Symptome den Alltag der Betroffenen.
Frühe Vorboten von Demenz
Oft gibt es subtile Anzeichen, die auf eine beginnende Demenz hinweisen. Angehörige bemerken sie oft zuerst, da sich das Verhalten der betroffenen Person schleichend verändert.
Frühe Warnsignale können sein:
- Wiederholtes Stellen der gleichen Fragen
- Schwierigkeiten, sich an kürzlich Erlebtes zu erinnern
- Unsicherheit bei alltäglichen Aufgaben, die früher problemlos erledigt wurden
- Probleme mit Geldangelegenheiten oder Rechnungen
- Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden
- Veränderungen in Persönlichkeit oder Stimmung (z. B. plötzlich misstrauisch oder ängstlich)
Wenn mehrere dieser Anzeichen über einen längeren Zeitraum auftreten, kann es sinnvoll sein, eine ärztliche Untersuchung in Erwägung zu ziehen.
Unterschied zu altersbedingten Veränderungen
Es ist ganz normal, dass mit dem Alter die Gedächtnisleistung etwas nachlässt. Doch wann wird Vergesslichkeit problematisch?
Normale Altersvergesslichkeit | Mögliche Demenz-Anzeichen |
---|---|
Gelegentliches Vergessen von Namen oder Terminen, die später wieder einfallen | Häufiges Vergessen selbst wichtiger Informationen, ohne sich daran zu erinnern |
Schwierigkeiten, sich an ein bestimmtes Wort zu erinnern, das aber später einfällt | Häufiges Suchen nach Worten oder Ersetzen von Begriffen durch unpassende Wörter |
Manchmal Verlegen von Gegenständen, aber nach kurzem Nachdenken wiederfinden | Verlegen von Dingen an völlig unlogischen Orten und keine Erinnerung daran |
Vorübergehende Unsicherheit bei der Orientierung in einer neuen Umgebung | Orientierungslosigkeit an vertrauten Orten, sogar im eigenen Zuhause |
Entscheidungen brauchen etwas länger als früher | Probleme, Entscheidungen zu treffen oder einfache Rechnungen durchzuführen |
Der Verlauf der Demenzerkrankung
Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die schleichend beginnt und sich über Jahre hinweg verschlimmert. Der Krankheitsverlauf ist individuell, folgt aber in der Regel einem typischen Muster. Für Betroffene und Angehörige ist es wichtig zu wissen, welche Veränderungen auf sie zukommen können, um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein.
Die vier Phasen der Demenz
Der Verlauf einer Demenz wird oft in vier Phasen unterteilt, die sich über mehrere Jahre erstrecken können.
1. Frühphase (leichte kognitive Beeinträchtigung)
In dieser Phase sind die Symptome oft kaum erkennbar oder werden als normale Altersvergesslichkeit abgetan. Typische Anzeichen sind:
- Gelegentliches Vergessen von Namen oder Terminen
- Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern
- Verwirrung in ungewohnten Situationen
- Leichte Wortfindungsstörungen
Betroffene können ihren Alltag meist noch gut bewältigen, spüren aber selbst, dass ihre geistige Leistungsfähigkeit nachlässt.
2. Frühe Demenz (leichte Demenz)
Hier werden die kognitiven Einschränkungen deutlicher und beginnen, den Alltag zu beeinflussen:
- Häufiges Vergessen von Gesprächen oder Ereignissen
- Probleme bei der Orientierung, auch an vertrauten Orten
- Schwierigkeiten bei komplexen Aufgaben wie Finanzplanung oder Organisation
- Leichte Veränderungen in Persönlichkeit oder Stimmung (z. B. Reizbarkeit oder Rückzug)
Betroffene sind noch eigenständig, brauchen aber zunehmend Unterstützung bei anspruchsvollen Tätigkeiten.
3. Mittlere Demenz (moderate Demenz)
Die Einschränkungen nehmen deutlich zu und betreffen nun auch grundlegende Alltagsfähigkeiten:
- Verwechslung von Personen oder Vergessen nahestehender Menschen
- Probleme mit Sprache und Verständnis
- Orientierungslosigkeit selbst in der eigenen Wohnung
- Persönlichkeitsveränderungen, Unruhe oder Misstrauen
- Verlust der Fähigkeit, sich selbstständig zu versorgen (z. B. Anziehen, Hygiene)
In dieser Phase benötigen Betroffene dauerhaft Unterstützung im Alltag.
4. Späte Demenz (schwere Demenz)
Im fortgeschrittenen Stadium ist eine eigenständige Lebensführung nicht mehr möglich:
- Kein Erkennen von Angehörigen
- Verlust der Sprachfähigkeit oder nur noch einzelne Worte
- Vollständige Abhängigkeit von Pflegepersonen
- Einschränkung der Mobilität bis hin zur Bettlägerigkeit
In dieser Phase sind Betroffene rund um die Uhr auf Betreuung angewiesen.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf der Demenz ist individuell und hängt von der Demenzform sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Während die Krankheit bei manchen Menschen über viele Jahre langsam fortschreitet, kann sie bei anderen schneller voranschreiten.
Die Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt im Durchschnitt 8 bis 10 Jahre, kann aber stark variieren. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser können Maßnahmen zur Unterstützung getroffen werden. Medikamente können den Krankheitsverlauf zwar nicht aufhalten, aber in manchen Fällen das Fortschreiten der Symptome verzögern.
Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen
Demenz verändert das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht:
Kognitive Einschränkungen:
- Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und später auch des Langzeitgedächtnisses
- Schwierigkeiten mit Sprache, logischem Denken und Orientierung
Emotionale und soziale Folgen:
- Rückzug aus sozialen Kontakten aus Unsicherheit oder Scham
- Stimmungsschwankungen, Ängste oder Depressionen
- Abhängigkeit von Angehörigen oder Pflegekräften
Auswirkungen auf den Alltag:
- Verlust der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen
- Erhöhtes Risiko für Unfälle oder gefährliche Situationen
- Notwendigkeit von Betreuung oder stationärer Pflege
Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Die Diagnose einer Demenz ist ein entscheidender Schritt, um frühzeitig Unterstützung und geeignete Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Während die Krankheit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene therapeutische Ansätze, die helfen können, den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern:
Diagnoseverfahren für Demenz
Da die Symptome einer Demenz oft schleichend beginnen, wird die Erkrankung manchmal erst spät erkannt. Eine frühzeitige Diagnose kann jedoch helfen, rechtzeitig Unterstützung zu organisieren und Betroffenen sowie Angehörigen Planungssicherheit zu geben.
Die Diagnose erfolgt meist in mehreren Schritten:
1. Ärztliches Gespräch und Anamnese
- Der Arzt befragt die betroffene Person und Angehörige zu Veränderungen im Alltag, Gedächtnisproblemen und Verhaltensauffälligkeiten.
- Auch Vorerkrankungen und genetische Faktoren werden berücksichtigt.
2. Kognitive Tests
- Standardisierte Demenztests wie der Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder der Uhrentest prüfen Gedächtnisleistung, Orientierung und Konzentration.
- Diese Tests liefern erste Hinweise auf eine Demenz, ersetzen aber keine umfassende Diagnose.
3. Bildgebende Verfahren (MRT, CT, PET-Scan)
- Mit Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) können Veränderungen im Gehirn sichtbar gemacht werden.
- Ein PET-Scan kann zeigen, wie aktiv bestimmte Gehirnregionen arbeiten.
4. Blutuntersuchungen und Liquor-Analyse
- Bluttests helfen, andere Ursachen wie Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen auszuschließen.
- Eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit (Liquor) kann Hinweise auf Alzheimer geben.
5. Neuropsychologische Untersuchungen
- Detaillierte Tests bewerten Gedächtnis, Sprache, Problemlösung und Aufmerksamkeit.
- Diese Untersuchungen helfen, die Art der Demenz genauer zu bestimmen.
Therapeutische Ansätze
Obwohl Demenz nicht geheilt werden kann, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Symptome zu lindern.
Medikamentöse Therapie:
- Cholinesterase-Hemmer (z. B. Donepezil, Rivastigmin, Galantamin) verbessern die Signalübertragung zwischen Nervenzellen und können Gedächtnisprobleme in frühen Stadien lindern.
- Memantin wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt, um geistige Fähigkeiten länger zu erhalten.
- In einigen Fällen werden auch Medikamente gegen Unruhe, Depressionen oder Schlafstörungen verschrieben.
- Neuartige Antikörper zur Behandlung insbesondere der Alzheimer-Demenz sind aktuell in Zulassung und könnten in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Wirksamkeit dieser Medikamente variiert individuell. Sie können die Symptome zwar verlangsamen, aber nicht stoppen.
Nicht-medikamentöse Behandlungen
Neben Medikamenten spielen auch nicht-medikamentöse Ansätze eine wichtige Rolle, um die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern und den Alltag zu erleichtern.
Kognitive Therapie und Gedächtnistraining
- Gehirntraining und Denkaufgaben helfen, kognitive Fähigkeiten länger zu erhalten.
- Gedächtnisstützen wie Notizbücher oder digitale Erinnerungen können den Alltag erleichtern.
Ergotherapie
- Unterstützt Betroffene dabei, möglichst lange selbstständig zu bleiben.
- Alltagstraining für Tätigkeiten wie Anziehen oder Kochen kann die Selbstständigkeit erhalten.
Musik- und Kunsttherapie
- Musik aktiviert Erinnerungen und Emotionen, selbst in späten Demenzstadien.
- Malen oder kreative Aktivitäten fördern die Ausdrucksmöglichkeiten.
Bewegung und Physiotherapie
- Körperliche Aktivität kann das Fortschreiten der Demenz verlangsamen und die Mobilität erhalten.
- Spaziergänge, Gymnastik oder Tanzen stärken nicht nur den Körper, sondern auch das Wohlbefinden.
Soziale und emotionale Unterstützung
- Regelmäßiger Kontakt mit Familie, Freunden oder in Selbsthilfegruppen hilft, Einsamkeit zu vermeiden.
- Eine vertraute Umgebung gibt Sicherheit und Orientierung.
Unterstützung für Angehörige und Pflegekräfte
Die Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung – sowohl emotional als auch körperlich. Angehörige und Pflegekräfte stehen oft vor der Frage, wie sie den Alltag der Betroffenen möglichst angenehm gestalten und gleichzeitig ihre eigene Belastung bewältigen können. In diesem Kapitel geht es um praktische Alltagstipps, Beratungsangebote und Strategien, um mit den Anforderungen der Pflege besser umzugehen.
Alltagstipps und Pflegehinweise
Menschen mit Demenz fühlen sich oft verunsichert und überfordert. Ein strukturierter, ruhiger Alltag kann ihnen Sicherheit geben. Hier einige Tipps für den Umgang im Alltag:
Kommunikation erleichtern:
- Einfach und klar sprechen: Kurze Sätze, langsames Sprechen und Blickkontakt helfen beim Verstehen.
- Geduldig bleiben: Wiederholungen sind normal. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und nicht zu korrigieren.
- Fragen vermeiden, die Erinnerung erfordern: Statt „Weißt du noch?“ besser einfache Ja-Nein-Fragen stellen.
Alltag strukturieren:
- Feste Routinen einhalten: Ein geregelter Tagesablauf gibt Orientierung.
- Einfache Anweisungen geben: Schritt-für-Schritt-Erklärungen erleichtern alltägliche Tätigkeiten.
- Hilfsmittel nutzen: Uhren mit großen Ziffern, Kalender mit Bildern oder Erinnerungshilfen können nützlich sein.
Umgebung anpassen:
- Sichere Wohnumgebung schaffen: Stolperfallen beseitigen, Orientierungshilfen wie Bilder oder Schilder nutzen.
- Unruhe und Ängste minimieren: Vertraute Gegenstände und sanfte Beleuchtung schaffen eine beruhigende Atmosphäre.
- Gefahren reduzieren: Herdsicherungen, Türsensoren oder GPS-Tracker helfen bei Orientierungslosigkeit.
Beratungs- und Unterstützungsangebote
Niemand muss die Pflege eines demenzkranken Angehörigen allein bewältigen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote:
Pflegedienste und Betreuungsangebote:
- Ambulante Pflegedienste: Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und medizinischen Versorgung.
- Tagespflege: Betroffene verbringen den Tag in einer Einrichtung, während Angehörige entlastet werden.
- Kurzzeitpflege: Vorübergehende stationäre Betreuung, wenn Angehörige eine Pause benötigen.
Beratungsstellen:
- Pflegekassen: Informationen zu Pflegeleistungen und finanziellen Unterstützungen.
- Alzheimer-Gesellschaften: Hilfe bei rechtlichen Fragen, Schulungen und Austausch mit anderen Betroffenen.
- Kommunale Beratungsstellen: Lokale Unterstützungsangebote und Entlastungsdienste.
Selbsthilfegruppen:
- Der Austausch mit anderen Angehörigen hilft, Erfahrungen zu teilen und emotionale Unterstützung zu finden.
- Online-Foren bieten flexible Möglichkeiten, sich auch anonym Rat zu holen.
Bewältigungsstrategien für Pflegende
Die Pflege eines Menschen mit Demenz kann körperlich und seelisch belastend sein. Damit Pflegende nicht an ihre Grenzen geraten, sind Selbstfürsorge und Entlastung wichtig.
Eigene Grenzen erkennen
- Sich selbst Pausen gönnen und realistische Erwartungen haben.
- Hilfe von anderen annehmen – niemand muss alles allein schaffen.
Entlastungsangebote nutzen
- Entlastungsleistungen wie Alltagsbegleiter oder Haushaltshilfen in Anspruch nehmen.
- Familienmitglieder oder Nachbarn um Unterstützung bitten.
Mit Stress umgehen lernen
- Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Meditation nutzen.
- Bewegung als Ausgleich einbauen – Spaziergänge oder leichte Sportarten helfen, Stress abzubauen.
Eigene soziale Kontakte pflegen
- Sich bewusst Zeit für Freunde, Familie und Hobbys nehmen.
- Sich nicht isolieren – regelmäßiger Austausch kann emotionalen Rückhalt bieten.
Schuldgefühle vermeiden
- Sich bewusstmachen, dass man als Pflegender sein Bestes gibt.
- Entscheidungen ohne schlechtes Gewissen treffen – auch eine Heimpflege kann manchmal die beste Lösung sein.
FAQs
Was sind die vier Phasen der Demenz?
Der Verlauf einer Demenz lässt sich in vier Phasen unterteilen:
- Frühphase (leichte kognitive Beeinträchtigung): Erste Gedächtnislücken, leichte Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme treten auf.
- Frühe Demenz (leichte Demenz): Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Schwierigkeiten bei Alltagsaufgaben und leichte Persönlichkeitsveränderungen werden spürbarer.
- Mittlere Demenz (moderate Demenz): Starke Orientierungslosigkeit, Verwechslung von Personen, Sprachprobleme und zunehmende Abhängigkeit von Betreuung.
- Späte Demenz (schwere Demenz): Kein Erkennen von Angehörigen, Verlust der Sprachfähigkeit und vollständige Abhängigkeit von Pflegekräften.
Was sind typische Symptome für Demenz?
Zu den häufigsten Anzeichen einer Demenz gehören:
- Gedächtnisverlust, vor allem für kürzlich Erlebtes
- Orientierungslosigkeit in Zeit und Raum
- Sprachprobleme und Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen
- Probleme bei alltäglichen Aufgaben wie Kochen oder Einkaufen
- Persönlichkeitsveränderungen, Reizbarkeit oder Rückzug aus sozialen Kontakten
Was sind Vorboten von Demenz?
Frühe Anzeichen einer Demenz werden oft übersehen, weil sie schleichend auftreten. Dazu gehören:
- Häufiges Vergessen von Namen oder Ereignissen
- Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden
- Ungewohnte Unsicherheit bei gewohnten Tätigkeiten
- Probleme mit der Orientierung an vertrauten Orten
- Stimmungsschwankungen, Misstrauen oder Antriebslosigkeit
Wenn solche Symptome regelmäßig auftreten und sich verstärken, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten führen. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz (ca. 60–70 % der Fälle).
Während Alzheimer schleichend beginnt und vor allem das Gedächtnis beeinträchtigt, gibt es andere Demenzformen wie die vaskuläre Demenz, die durch Durchblutungsstörungen verursacht wird und oft in Schüben verläuft. Alzheimer ist durch Eiweißablagerungen im Gehirn gekennzeichnet, während andere Demenzarten unterschiedliche Ursachen haben.
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Alle Angaben ohne Gewähr.