Nierenentzündung© Shidlovski

Nierenbeckenentzündung: Ursachen, Symptome, Behandlung

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Text fachlich geprüft von Dr. med. Noelle-Dominique Albrecht
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Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) bezeichnet eine Infektion des Nierenbeckens. Sie ist häufig Folge einer Blasenentzündung, kommt bei Frauen weitaus häufiger vor als bei Männern und ist mit starken Schmerzen und Fieber verbunden.

Wo sind die Nieren und das Nierenbecken zu finden?

Jeder gesunde Mensch hat zwei Nieren. Sie liegen etwa auf Höhe der untersten beiden Rippen, rechts und links neben der Wirbelsäule. Die Nieren sitzen unterhalb des Zwerchfells, außerhalb der eigentlichen Bauchhöhle und sind in eine schützende Fettkapsel eingebettet. Auf ihnen liegen als eigenständige Organe die Nebennieren, die ausschließlich Hormone produzieren. Die rechte Niere liegt oft etwas tiefer als die linke, da die darüber liegende Leber viel Platz einnimmt.

Das Nierenbecken befindet sich an der Einbuchtung der Niere also im inneren Hohlraum (Sinus renalis) und geht leicht nach unten gerichtet, aus der Mitte der Niere ab. Es ist von einer Schleimhaut mit mehrschichtigem Deckgewebe, dem sogenannten Urothel, ausgekleidet. Ähnlich einem Trichter sammelt das Nierenbecken den Harn, der in der Niere gebildet wird. Über den Harnleiter fließt der Urin weiter zur Blase.

Was ist eine Nierenbeckenentzündung?

Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) bezeichnet eine bakterielle Infektion des Nierenbeckens. Sie entsteht meistens durch eine Harnröhren- oder Blasenentzündung und kann akut sowie chronisch verlaufen. Die Erreger wandern über Harnröhre, Blase und Harnleiter hinauf zum Nierenbecken und lösen dort eine Entzündung aus. In seltenen Fällen kommt es im Rahmen einer Nierenbeckenentzündung zu einer Blutvergiftung (Sepsis, Urosepsis) oder zu Eiteransammlungen (Abszess) im Nierenbereich. Die Nierenbeckenentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen der Niere. Da Frauen eine relativ kurze Harnröhre haben, sind sie in aller Regel häufiger betroffen als Männer.

Die Pyelonephritis kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen.

Akute Nierenbeckenentzündung: In den meisten Fällen entwickelt sich die akute Form der Pyelonephritis aus einer aufsteigenden Blasenentzündung. Dabei wandern Keime über einen oder beide Harnleiter von der Blase aufwärts ins Nierenbecken. Die Entzündung geht mit einem schweren Krankheitsverlauf einher. Betroffene leiden unter hohem Fieber, Flankenschmerzen und starker Abgeschlagenheit. Unbehandelt führt die akute Nierenbeckenentzündung zu kleinen Abszessen in der Niere, die in der Folge zu einer chronischen Entzündung oder einer Verminderung der Nierenfunktion führen können. Die Nierenfunktion ist alleine durch eine akute Nierenbeckenentzündung jedoch nicht eingeschränkt.

Chronische Nierenbeckenentzündung: Die chronische Form der Pyelonephritis verläuft meistens zunächst ohne jegliche Symptome und hat anatomische oder funktionelle Ursachen. Sind die ableitenden Harnwege über längere Zeit verändert (vesikoureteraler Reflux, Harnleiterenge), kann sich aus einer akuten eine chronische Nierenbeckenentzündung entwickeln. Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Abgeschlagenheit oder Rückenschmerzen treten schubweise auf. Da die Niere sich auch an der Blutbildung beteiligt, kann die chronische Nierenbeckenentzündung Symptome einer Blutarmut (Anämie) mit sich bringen. Im Langzeitverlauf kommt es zur Narbenbildung innerhalb der Niere. Eine chronische Entzündung ist äußerst gefährlich, da sie die Nieren soweit schädigen kann, dass es zum vollständigen Nierenversagen (Niereninsuffizienz) mit Dialysepflichtigkeit kommt.

Unterschied zwischen Nierenentzündung und Nierenbeckenentzündung

Eine Nierenbeckenentzündung ist anhand deutlicher und rasch auftretender Krankheitssymptome zu erkennen. Sie ist für Betroffene äußerst unangenehm und muss behandelt werden, verglichen mit einer Nierenentzündung ist sie jedoch als harmlos zu bezeichnen.

Eine Nierenentzündung hingegen kann lange Zeit vollkommen beschwerdefrei verlaufen und ist oft schwer zu diagnostizieren. Die Erkrankung ist sehr gefährlich, da die Niere ihrer Funktion als Entgiftungszentrale des Körpers nur noch teilweise oder gar nicht mehr nachkommen kann. Vor allem ohnehin geschwächte Patienten sind oft von einer Nierenentzündung betroffen. 25 Prozent aller Fälle von lebensbedrohlichem Nierenversagen sind auf eine Nierenentzündung zurückzuführen. Betroffene benötigen in solchen Fällen Dialysebehandlungen (Blutwäsche) oder eine Nierentransplantation.

Oftmals lässt sich keine eindeutige Ursache einer Nierenentzündung feststellen. Es gibt jedoch Faktoren, die den Ausbruch begünstigen:

  • Krankheiten wie Hepatitis, HIV-Infektionen, Syphilis und mehrere Krebsarten
  • Immunerkrankungen
  • Bakterielle Infektionen
  • Drogen und eine Reihe von Medikamenten wie z. B. die Alpha-Aminosäure Penicillamin, die in der Rheumatherapie oder gegen Schwermetallvergiftungen eingesetzt wird.
  • Allergien gegen Medikamente oder Abstoßungs-Reaktionen nach Organ-Implantaten

Anzeichen einer akuten Nierenbeckenentzündung

Symptome der Erkrankung treten plötzlich auf und zeigen sich in:

  • Fieber (um 40 °C)
  • Schüttelfrost
  • Flankenschmerzen, die bei Erschütterung zunehmen
  • Häufiges Wasserlassen verbunden mit Schmerzen und Brennen
  • Blut im Urin
  • Übelkeit bis hin zum Erbrechen
  • Schweres Krankheitsgefühl
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • Erhöhter Puls

Anzeichen einer chronischen Nierenbeckenentzündung

Die chronische Nierenbeckenentzündung bleibt lange Zeit unbemerkt und ruft im weiteren Verlauf Symptome hervor, die wenig spezifisch sind:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • dumpfe Rückenschmerzen in der Lendengegend
  • Magenschmerzen, evtl. Brechreiz
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme

Die Nieren können dabei schleichend Schaden nehmen, bis hin zur Nierenschwäche. Im akuten Schub der chronischen Pyelonephritis können dieselben Symptome wie bei einer akuten Nierenbeckenentzündung auftreten.

Diagnose einer Nierenbeckenentzündung

Zunächst befragt der Arzt Patienten zu Symptomen und Vorerkrankungen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er, ob das Abklopfen der Flankengegend schmerzhaft ist. Treten Schmerzen auf, deutet das auf eine Nierenbeckenentzündung hin. Entzündungszeichen werden in der Blutuntersuchung ersichtlich. Den wichtigsten Indikator stellt der Urinbefund dar. Ist die Anzahl der Bakterien im Urin erhöht und sind ungewöhnlich viele weiße Blutkörperchen vorhaben, liegt eine Entzündung der Harnwege vor. Eine Labor-Untersuchung des Harns gibt schließlich Auskunft über den auslösenden Erreger.

Behandlung einer Nierenbeckenentzündung

Die Behandlung einer akuten Pyelonephritis erfolgt in der Regel mit einer antibiotischen Therapie. Bis die Ergebnisse der Blut- und Urin-Untersuchungen vorliegen, wählt der behandelnde Arzt in den meisten Fällen ein Breitband-Antibiotikum. Dieses wirkt gegen eine Vielzahl von Bakterien. Wurde anhand der Untersuchungen ein Erreger identifiziert, empfiehlt es sich, die Behandlung mit einem Antibiotikum fortzusetzen, das sich gezielt gegen den Keim richtet. In sehr schwierigen Fällen ist ein Aufenthalt im Krankenhaus unumgänglich. Dort erhält der Patient Antibiotika als Infusion über die Vene.

Außerdem gilt es, die Ursache der Erkrankung zu finden und bestenfalls zu beseitigen. Mögliche Ursachen sind bspw. Fehlbildungen des harnableitenden Systems (Engstellen), eine Prostatavergrößerung oder andere Behinderungen des Urinabflusses wie z.B. Harnsteine.

Patienten mit einer Nierenbeckenentzündung benötigen zudem viel Ruhe und sollten darauf achten, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Etwa zwei Liter pro Tag sind empfehlenswert. Wer an Herzkrankheiten oder einer eingeschränkten Nierenfunktion leidet, sollte die Trinkmenge mit dem behandelnden Arzt absprechen. Lokale Wärme kann der Genesung eventuell ebenfalls förderlich sein. Nierenschädigenden Medikamente sind unbedingt zu vermeiden. Bei Bedarf können auch krampflösende Medikamente gegeben werden.

Wie kann man einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen?

  • Ausreichende Trinkmenge (etwa 2 Liter am Tag)
  • Durchnässung oder Unterkühlung vermeiden
  • Intimsprays, parfümierte Seife und desinfizierende Lösungen vermeiden
  • Harnabflussstörungen, soweit möglich, beseitigen

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Quellen

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Universitätsklinikum Heidelberg. Nierenbeckenentzündung.(Stand: 03.04.2024).

Urolohoe Amriswil. Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). (Stand: 03.04.2024).

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