Wie gefährlich ist eine Infektion mit Krankenhauskeimen?
Laut dem Bundesministerium für Gesundheit erkranken in Deutschland etwa 400.000-600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen und zwischen 10.000-20.000 Menschen versterben laut aktuellen Schätzungen an deren Folgen. Die häufigsten Folgen sind postoperative Wundinfektionen, Harnwegs—und Atemwegserkrankungen, sowie eine Sepsis – die umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bezeichnet wird. Wie gefährlich eine Infektion ist, hängt dabei stark vom eigenen Gesundheitszustand ab. Handelt es sich um einen bakteriellen Auslöser werden häufig Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.
Was ist der bekannteste Krankenhauskeim?
Krankenhauskeime werden häufig mit multiresistenten Keimen gleichgesetzt. Durch einen vermehrten Einsatz und falsch angewendete Antibiotika steigt allerdings die Anzahl der Krankenhauskeime, die gegen Antibiotika resistent sind. Zu den bekanntesten multiresistenten Krankenhauskeimen zählt der Methicillin-Resistente Staphylococcus Aureus (MRSA). Dabei handelt es sich um eine Variante des Staphlococcus Aureus, der inzwischen gegenüber einer großen Gruppe der Antibiotika resistent ist. Zur Behandlung einer MRSA-Infektion muss dementsprechend auf Reserveantibiotika zurückgegriffen werden. Bei MRSA werden daher besonders strenge Hygiene-Vorschriften eingehalten.
Was sind die Ursachen für Krankenhauskeime?
Noskomiale Infektionen können grundsätzlich in endogene und exogene Infektionen unterteilt werden. Bei einer endogenen Ansteckung handelt es sich einen Standortwechsel des Erregers im Patienten selbst. Das heißt, dass Bakterien zum Beispiel im Darm oder auf der Haut natürlich und für einen gesunden Körper notwendig sind. Wenn diese Bakterien jedoch in andere Körperregionen, in die sie nicht gehören, wie beispielsweise in die Atemwege oder offene Wunden gelangen, können sie dort erheblichen Schaden anrichten und zu schweren Infektionen führen.
Bei exogene Infektionen handelt es sich um solche, bei denen die Erreger von außen auf den Patienten übertragen werden. Das kann beispielsweise durch andere Patienten, Ärzte, Pflegepersonal oder Besucher geschehen. Die Übertragung kann auch durch kontaminierte Gegenstände wie Türklinken oder unzureichend gereignete Waschbecken erfolgen.
Das heißt, die Mikroorganismen werden teilweise durch den Menschen in die Kliniken gebracht. Bei Infektionen helfen Therapien, wobei immer eine Abwägung erfolgen sollte. Das heißt, durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika werden Resistenzen gefördert. Durch das Antibiotikum werden zuerst die Bakterien getötet, die für dieses empfindlich sind. Resistente Bakterien wiederum überleben, können sich vermehren und ihre Resistenzen an weiter Bakterien weitergeben. So können sich mit der Zeit Resistenzen gegen vorher eigentlich wirksame Antibiotika aufbauen.
Wer ist insbesondere gefährdet, sich zu infizieren?
Die größte Gefahr besteht für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie Schwerkranke, Kinder und alte Menschen, aber auch chronisch Kranke wie Diabetiker:innen. Bei langen Krankenhausaufenthalten ist das Infektionsrisiko ebenfalls erhöht, ein besonderes Risiko bergen dabei in den Körper eingebrachte Fremdkörper, wie Katheter, Venenverweilkanülen oder Endotrachealtuben.
Wie kann das Übertragungsrisiko für gefährliche Krankenhauskeime gesenkt werden?
Es gibt eine Vielzahl an Hygienevorschriften, die gegen Krankenhaus-Keime in Deutschland wirksam sind, es müssen nur die Bedingungen geschaffen werden, damit diese Vorschriften auch konsequent eingehalten werden können.Die Empfehlungen der Kommision für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch Institus sind dabei zu berücksichtigen. Das bedeutet Aufklärung beim Pflegepersonal und allen beteiligten Dienstleistern (Reinigungsfirmen) sowie strukturelle Veränderungen. So muss die Anzahl der Patienten pro Zimmer gesenkt werden, damit sie sich nicht gegenseitig anstecken. Gleiches gilt für die Anzahl von Patienten pro Pflegekraft, damit das Personal genügend Zeit für die Hygiene hat. Den Rahmen dazu muss die Politik schaffen. Die Umsetzung liegt dann bei den Krankenhäusern.
Für die Einhaltung der Hygiene in der Klinik sind aber auch die Patienten selbst und die Besucher verantwortlich. Denn allein durch die Einhaltung der Hygienevorschriften und vor allem saubere Hände durch fachgerechte Handdesinfektion, da davon ausgegangen wird, dass bis zu 90% der nosokomialen Infektionen über die Hände übertragen werden.
Um die multiresistenten Keime in den Griff zu bekommen, empfiehlt das Robert-Koch-Institut das Screening von Patient:innen, wenn Risikofaktoren für eine MRSA Kolonisation oder Infektion vorliegen. Zudem sollte der übermäßige Einsatz von Antibiotika nicht nur im Gesundheitssektor, sondern auch beispielsweise in der Tierindustrie vermieden werden.
Welche Hygienemaßnahmen sollten von Krankenhausbesuchern berücksichtigt werden?
Besucher müssen sich an den Hygienemaßnahmen im Krankenhaus beteiligen, denn sie tragen Krankheitserreger und Bakterien mit sich herum. Diese können den oben beschriebenen Risikogruppen schaden. Deshalb ist es wichtig, vor dem Betreten einer Station die Hände zu waschen und gründlich zu desinfizieren.
Am besten desinfizieren Sie Ihre Hände direkt beim Betreten des Krankenhauses, um keine gefährlichen Keime von außen mitzubringen. Mittlerweile gibt es überall Desinfektionsmittelspender mit Hinweisen zum Gebrauch. Da es auf dem Weg zum Patientenzimmer überall Keimträger wie Knöpfe im Fahrstuhl und Türklinken gibt, sollten Sie beim Eintritt ins Patientenzimmer erneut die Hände desinfizieren.
Gleiches gilt nach dem Kontakt mit anderen möglicherweise kontaminierten Gegenständen, der Toilettenbenutzung und beim Verlassen des Krankenhauses. Stellen Sie nichts auf dem Fußboden ab, womit der Patient später in Kontakt kommt.
Sollten Sie sich selbst nicht wohl fühlen, Schnupfen oder Husten haben, dann lassen Sie sich vom Pflegepersonal einen Mundschutz geben oder verzichten Sie lieber ganz auf den Besuch.
Die Kleidung und alle mitgeführten Taschen sollten sauber sein. Setzen Sie nicht auf das Bett, da Sie über die Kleidung Keime übertragen können. Nehmen Sie stattdessen lieber einen Stuhl. Falls Sie dem Patienten mit Blumen eine Freude machen möchten, nehmen Sie Schnittblumen. Denn in der Erde von Topfpflanzen befinden sich besonders viele Keime und Schimmelpilze.
Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen rund um das Thema Gesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.
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Quellen
- Bundesministerium für Gesundheit. Methicilin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA). (Stand: 04.02.2025).
- Caritas-Krankenhaus St. Josef. Krankenhauskeime. (Stand: 04.02.2025).
- Deutsches Ärzteblatt. Hygiene: Maßnahmen gegen Krankenhauskeime. (Stand: 04.02.2025).
- Deutsche Zentrum für Infektionsforschung. Krankenhauskeime. (Stand: 04.02.2025).
- Helmholtzs-Zentrum für Infektionsforschung (2014). MRSA – der gefürchtete Keim. (Stand: 04.02.2025).
- Klinikum Forchheim. Krankenhauskeime – wie gefährlich sind sie wirklich. (Stand: 04.02.2025).
- Lungenärzte im Netz (2014). Krankenhauskeime künftig wirksamer bekämpfen. (Stand: 04.02.2025).
- NDR (2023). Krankenhauskeime: MRSA auch außerhalb von Kliniken verbreitet. (Stand: 04.02.2025).
- Springer Medizin. (2016). Krankenhauskeime wirksam bekämpfen. (Stand: 04.02.2025).
- Weimer, T. (2020). Krankenhauskeime und Hygienemängel. Transport, 97, 96. (Stand: 04.02.2025).