Wie gefährlich ist eine Infektion mit Krankenhauskeimen?
Das European Centre for Disease Prevention (ECDC) gibt an, dass sich in Deutschland etwa 500.000 Menschen pro Jahr mit Krankenhauskeimen anstecken und sogar 15.000 an den Folgen sterben. Die häufigsten Folgen sind Atem- und Harnwegserkrankungen, Wundinfektionen oder eine Sepsis – die sogenannte Blutvergiftung. Wie gefährlich eine Infektion ist, hängt dabei stark vom eigenen Gesundheitszustand ab. Zur Therapie müssen Antibiotika eingesetzt werden, was aber nicht immer so einfach ist.
Was ist der bekannteste Krankenhauskeim?
Krankenhauskeime werden häufig mit multiresistenten Keimen gleichgesetzt. Tatsächlich sind aber nur etwa zehn Prozent aller Krankenhauskeime multiresistent. Zu den bekanntesten multiresistenten Krankenhauskeimen zählt der Methicillin-Resistente Staphylococcus Aureus (MRSA). Es gibt kaum noch Therapiemöglichkeiten bei einer MRSA-Infektion, da MRSA sich so verändert hat, dass kaum ein Antibiotikum mehr hilft. Bei MRSA werden daher besonders strenge Hygiene-Vorschriften eingehalten.
Was sind die Ursachen für Krankenhauskeime?
Die Infektionswege werden grundsätzlich in endogen und exogen unterteilt. Bei einer endogenen Ansteckung handelt es sich um körpereigene Bakterien. Das heißt, dass Bakterien zum Beispiel im Darm oder auf der Haut natürlich und für einen gesunden Körper notwendig sind. Wenn diese Bakterien jedoch in Körperregionen oder offene Wunden gelangen, in die sie nicht gehören, wie die Blutbahn oder die Atemwege, können sie dort erheblichen Schaden anrichten und zu schweren Infektionen führen.
Exogene Infektionen sind Ansteckungen durch körperfremde Bakterien und Keime, die von Mensch zu Mensch übertragen werden. Das können andere Patienten, Ärzte, Pflegepersonal oder Besucher sein. Die Übertragung kann zum Beispiel über kontaminierte Gegenstände wie Türklinken, die Hände oder unzureichend gewaschene Lebensmittel erfolgen.
Das heißt, die Mikroorganismen werden teilweise durch den Menschen in die Kliniken gebracht. Bei Infektionen helfen Therapien mit, wobei ein Zuviel hier auch nicht gut ist. Das heißt, durch den Einsatz von Antibiotika, die ein breites Spektrum an Mikroorganismen bekämpfen, verändern sich auch jene Bakterien, die uns eigentlich helfen. Zudem werden durch das Antibiotikum zuerst empfindlichere Bakterien abgetötet, was wiederum Platz für robustere, resistente Keime bietet. So können sich mit der Zeit Resistenzen gegen vorher eigentlich wirksame Antibiotika aufbauen.
Ein weiterer Aspekt ist der Personalschlüssel in Krankenhäusern in Deutschland. Der liegt im Schnitt bei zehn Patienten pro Pflegekraft. In Frankreich sind es fünf. Das Personal arbeitet deshalb ständig an seinen Grenzen und hat einfach keine Zeit, sich ausführlich an die notwendigen Hygienevorschriften zu halten, was die Ausbreitung von resistenten Erregern fördern kann. Das fand zum Beispiel die Gewerkschaft Verdi in einem Test in Baden-Württemberg heraus.
Wer ist insbesondere gefährdet, sich zu infizieren?
Die größte Gefahr besteht für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie Schwerkranke, Kinder und alte Menschen, aber auch chronisch Kranke wie Diabetiker. Bei langen Krankenhausaufenthalten ist das Infektionsrisiko ebenfalls erhöht, vor allem wenn Katheter, Venenzugänge oder Ernährungssonden gelegt werden.
Wie kann das Übertragungsrisiko für gefährliche Krankenhauskeime gesenkt werden?
Die Hygienevorschriften gegen Krankenhaus-Keime in Deutschland sind ausreichend, es müssen nur die Bedingungen geschaffen werden, damit diese Vorschriften auch konsequent eingehalten werden können. Das bedeutet Aufklärung beim Pflegepersonal und allen beteiligten Dienstleistern (Reinigungsfirmen) sowie strukturelle Veränderungen. So muss die Anzahl der Patienten pro Zimmer gesenkt werden, damit sie sich nicht gegenseitig anstecken. Gleiches gilt für die Anzahl von Patienten pro Pflegekraft, damit das Personal genügend Zeit für die Hygiene hat. Den Rahmen dazu muss die Politik schaffen. Die Umsetzung liegt dann bei den Krankenhäusern.
Für die Einhaltung der Hygiene in der Klinik sind aber auch die Patienten selbst und die Besucher verantwortlich. Denn allein durch die Einhaltung der Hygienevorschriften und vor allem saubere Hände durch fachgerechte Handdesinfektion ist ein Drittel aller Infektionen vermeidbar.
Um die multiresistenten Keime in den Griff zu bekommen, empfiehlt das Robert-Koch-Institut besonders gefährdete Gruppen wie Dialysepatienten oder Patienten mit chronischen Wunden bei der Aufnahme zu testen, um auszuschließen, dass sie Keime wie MRSA unwissentlich mit sich tragen. Zudem sollen Antibiotika weniger aber dafür zielgerichteter eingesetzt werden.
Welche Hygienemaßnahmen sollten von Krankenhausbesuchern berücksichtigt werden?
Besucher müssen sich an den Hygienemaßnahmen im Krankenhaus beteiligen, denn sie tragen Krankheitserreger und Bakterien mit sich herum. Diese können gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem nicht schaden. Aber für geschwächte Menschen gerade nach einer Operation stellen sie eine große Gefahr dar. Deshalb ist es wichtig, vor dem Betreten einer Station die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Am besten desinfizieren Sie Ihre Hände direkt beim Betreten des Krankenhauses, um keine gefährlichen Keime von außen mitzubringen. Mittlerweile gibt es überall Desinfektionsmittelspender mit Hinweisen zum Gebrauch. Da es auf dem Weg zum Patientenzimmer überall Keimträger wie Knöpfe im Fahrstuhl und Türklinken gibt, sollten Sie beim Eintritt ins Patientenzimmer erneut die Hände desinfizieren.
Gleiches gilt nach dem Kontakt mit anderen möglicherweise kontaminierten Gegenständen, der Toilettenbenutzung und beim Verlassen des Krankenhauses. Stellen Sie nichts auf dem Fußboden ab, womit der Patient später in Kontakt kommt.
Sollten Sie sich selbst nicht wohl fühlen, Schnupfen oder Husten haben, dann lassen Sie sich vom Pflegepersonal einen Mundschutz geben oder verzichten Sie lieber ganz auf den Besuch.
Die Kleidung und alle mitgeführten Taschen sollten sauber sein. Setzen Sie nicht auf das Bett, da Sie über die Kleidung Keime übertragen können. Nehmen Sie stattdessen lieber einen Stuhl. Falls Sie dem Patienten mit Blumen eine Freude machen möchten, nehmen Sie Schnittblumen. Denn in der Erde von Topfpflanzen befinden sich besonders viele Keime und Schimmelpilze.
Quellen
- Bundeministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de (Abruf: 27.09.2018)
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.gesundheitsforschung-bmbf.de (Abruf: 26.09.2018)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de (Abruf: 26.09.2018)
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: www.dzif.de (Abruf: 27.09.2018)