Krankenhauskeime© David Herraez Calzada

Was sind Krankenhauskeime?

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Text fachlich geprüft von Julian SchauwienoldAssistenz­arzt und Lehr­koordinator am Zen­trum der Chir­urgie (Klinik für Unfall­chirurgie und Ortho­pädie)
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Die Bezeichnung Krankenhauskeime ist ein Sammelbegriff für Mikroorganismen, die eine nosokomiale Entzündung verursachen. Abgeleitet werden kann der Begriff aus dem Altgriechischen von „Krankheit“ und „Pflege“ und nosocomium war bereits auf Latein eine Bezeichnung für ein Hospital. „Nosokomial“ stammt aus dem Altgriechischen und heißt so viel wie „krank pflegen“. Eine nosokomiale Infektion ist also eine Infektion, die durch Mikroorganismen ausgelöst wird und in einem zeitlichen Zusammenhang entweder zu einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus oder auch in ambulanten medizinischen Maßnahmen (Pflegeheim oder Arztpraxis) steht. Diese Mikroorganismen sind zum Beispiel Bakterien, die unter anderem auf der menschlichen Haut oder der Darmflora leben sowie Keime aus der Luft oder dem Wasser.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit Krankenhauskeimen?

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit erkranken in Deutschland etwa 400.000-600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen und zwischen 10.000-20.000 Menschen versterben laut aktuellen Schätzungen an deren Folgen. Die häu­­figs­­­ten Fol­­gen sind postoperative Wundinfektionen, Harnwegs—und Atemwegserkrankungen, sowie ei­­ne Se­p­­sis – die umgangssprachlich auch als Blu­t­­ver­­gif­­tung bezeichnet wird. Wie ge­­fähr­­lich ei­­ne In­­­fe­k­­ti­on ist, hängt da­bei stark vom ei­­ge­­nen Ge­­sun­d­heits­­zu­­­stand ab. Handelt es sich um einen bakteriellen Auslöser werden häufig Antibiotika zur Behandlung eingesetzt.

Was ist der bekannteste Krankenhauskeim?

Krankenhauskeime werden häufig mit multiresistenten Keimen gleichgesetzt. Durch einen vermehrten Einsatz und falsch angewendete Antibiotika steigt allerdings die Anzahl der Krankenhauskeime, die gegen Antibiotika resistent sind. Zu den bekanntesten multiresistenten Krankenhauskeimen zählt der Methicillin-Resistente Staphylococcus Aureus (MRSA). Dabei handelt es sich um eine Variante des Staphlococcus Aureus, der inzwischen gegenüber einer großen Gruppe der Antibiotika resistent ist. Zur Behandlung einer MRSA-Infektion muss dementsprechend auf Reserveantibiotika zurückgegriffen werden. Bei MRSA werden daher besonders strenge Hygiene-Vorschriften eingehalten.

Was sind die Ursachen für Krankenhauskeime?

Noskomiale Infektionen können grund­sätz­lich in en­do­gene und exo­gene Infektionen un­ter­teilt werden. Bei ei­ner en­do­ge­nen An­ste­ckung han­delt es sich einen Standortwechsel des Erregers im Patienten selbst. Das hei­ßt, dass Bak­te­ri­en zum Bei­spiel im Darm oder auf der Haut na­tür­lich und für ei­nen ge­sun­den Kör­per not­wen­dig sind. Wenn die­se Bak­te­ri­en je­doch in andere Kör­per­re­gio­nen, in die sie nicht gehören, wie beispielsweise in die Atemwege oder of­fe­ne Wun­den ge­lan­gen, kön­nen sie dort er­heb­li­chen Scha­den an­rich­ten und zu schwe­ren In­fek­tio­nen füh­ren.

Bei exo­ge­ne In­fek­tio­nen handelt es sich um solche, bei denen die Erreger von außen auf den Patienten übertragen werden. Das kann beispielsweise durch an­de­re Pa­ti­en­ten, Ärz­te, Pfle­ge­per­so­nal oder Be­su­cher geschehen. Die Über­tra­gung kann auch durch kon­ta­mi­nier­te Ge­gen­stän­de wie Tür­klin­ken oder un­zu­rei­chend gereignete Waschbecken er­fol­gen.

Das hei­ßt, die Mi­kro­or­ga­nis­men wer­den teil­wei­se durch den Men­schen in die Kli­ni­ken ge­bracht. Bei In­fek­tio­nen hel­fen The­ra­pi­en, wo­bei immer eine Abwägung erfolgen sollte. Das hei­ßt, durch den übermäßigen Ein­satz von An­ti­bio­ti­ka werden Resistenzen gefördert. Durch das An­ti­bio­ti­kum werden zu­erst die Bakterien getötet, die für dieses emp­find­li­ch sind. Resistente Bak­te­ri­en wie­der­um überleben, können sich vermehren und ihre Resistenzen an weiter Bakterien weitergeben. So kön­nen sich mit der Zeit Re­sis­ten­zen ge­gen vor­her ei­gent­lich wirk­sa­me An­ti­bio­ti­ka auf­bau­en.

Wer ist insbesondere gefährdet, sich zu infizieren?

Die grö­ß­te Ge­fahr be­steht für Men­schen mit ei­nem ge­schwäch­ten Im­mun­sys­tem wie Schwer­kran­ke, Kin­der und al­te Men­schen, aber auch chro­nisch Kran­ke wie Dia­be­ti­ker:innen. Bei lan­gen Kran­ken­haus­auf­ent­hal­ten ist das In­fek­ti­ons­ri­si­ko eben­falls er­höht, ein besonderes Risiko bergen dabei in den Körper eingebrachte Fremdkörper, wie Ka­the­ter, Ve­nenverweilkanülen oder Endotrachealtuben.

Wie kann das Übertragungsrisiko für gefährliche Krankenhauskeime gesenkt werden?

Es gibt eine Vielzahl an Hy­gie­ne­vor­schrif­ten, die ge­gen Kran­ken­haus-Kei­me in Deutsch­land wirksam sind, es müs­sen nur die Be­din­gun­gen ge­schaf­fen wer­den, da­mit die­se Vor­schrif­ten auch kon­se­quent ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen.Die Empfehlungen der Kommision für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch Institus sind dabei zu berücksichtigen. Das be­deu­tet Auf­klä­rung beim Pfle­ge­per­so­nal und al­len be­tei­lig­ten Dienst­leis­tern (Rei­ni­gungs­fir­men) so­wie struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen. So muss die An­zahl der Pa­ti­en­ten pro Zim­mer ge­senkt wer­den, da­mit sie sich nicht ge­gen­sei­tig an­ste­cken. Glei­ches gilt für die An­zahl von Pa­ti­en­ten pro Pfle­ge­kraft, da­mit das Per­so­nal ge­nü­gend Zeit für die Hy­gie­ne hat. Den Rah­men da­zu muss die Po­li­tik schaf­fen. Die Um­set­zung liegt dann bei den Kran­ken­häu­sern.

Für die Ein­hal­tung der Hy­gie­ne in der Kli­nik sind aber auch die Pa­ti­en­ten selbst und die Be­su­cher ver­ant­wort­lich. Denn al­lein durch die Ein­hal­tung der Hy­gie­ne­vor­schrif­ten und vor al­lem sau­be­re Hän­de durch fach­ge­rech­te Hand­des­in­fek­ti­on, da davon ausgegangen wird, dass bis zu 90% der nosokomialen Infektionen über die Hände übertragen werden.

Um die mul­ti­re­sis­ten­ten Kei­me in den Griff zu be­kom­men, emp­fiehlt das Ro­bert-Koch-In­sti­tut das Screening von Patient:innen, wenn Risikofaktoren für eine MRSA Kolonisation oder Infektion vorliegen. Zu­dem sol­lte der übermäßige Einsatz von An­ti­bio­ti­ka nicht nur im Gesundheitssektor, sondern auch beispielsweise in der Tierindustrie vermieden werden.

Welche Hygienemaßnahmen sollten von Krankenhausbesuchern berücksichtigt werden?

Be­su­cher müs­sen sich an den Hy­gie­ne­maß­nah­men im Kran­ken­haus be­tei­li­gen, denn sie tra­gen Krank­heits­er­re­ger und Bak­te­ri­en mit sich her­um. Die­se kön­nen den oben beschriebenen Risikogruppen schaden. Des­halb ist es wich­tig, vor dem Be­tre­ten ei­ner Sta­ti­on die Hän­de zu wa­schen und gründlich zu des­in­fi­zie­ren.

Am bes­ten des­in­fi­zie­ren Sie Ih­re Hän­de di­rekt beim Be­tre­ten des Kran­ken­hau­ses, um kei­ne ge­fähr­li­chen Kei­me von au­ßen mit­zu­brin­gen. Mitt­ler­wei­le gibt es über­all Des­in­fek­ti­ons­mit­tel­spen­der mit Hin­wei­sen zum Ge­brauch. Da es auf dem Weg zum Pa­ti­en­ten­zim­mer über­all Keim­trä­ger wie Knöp­fe im Fahr­stuhl und Tür­klin­ken gibt, soll­ten Sie beim Ein­tritt ins Pa­ti­en­ten­zim­mer er­neut die Hän­de des­in­fi­zie­ren.

Glei­ches gilt nach dem Kon­takt mit an­de­ren mög­li­cher­wei­se kon­ta­mi­nier­ten Ge­gen­stän­den, der Toi­let­ten­be­nut­zung und beim Ver­las­sen des Kran­ken­hau­ses. Stel­len Sie nichts auf dem Fuß­bo­den ab, wo­mit der Pa­ti­ent spä­ter in Kon­takt kommt.

Soll­ten Sie sich selbst nicht wohl füh­len, Schnup­fen oder Hus­ten ha­ben, dann las­sen Sie sich vom Pfle­ge­per­so­nal ei­nen Mund­schutz ge­ben oder ver­zich­ten Sie lie­ber ganz auf den Be­such.

Die Klei­dung und al­le mit­ge­führ­ten Ta­schen soll­ten sau­ber sein. Set­zen Sie nicht auf das Bett, da Sie über die Klei­dung Kei­me über­tra­gen kön­nen. Neh­men Sie statt­des­sen lie­ber ei­nen Stuhl. Falls Sie dem Pa­ti­en­ten mit Blu­men ei­ne Freu­de ma­chen möch­ten, neh­men Sie Schnitt­blu­men. Denn in der Er­de von Topf­pflan­zen be­fin­den sich be­son­ders vie­le Kei­me und Schim­mel­pil­ze.

Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen  rund um das Thema Gesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Mediziner zu konsultieren.

Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus Fachärzten und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.

Quellen

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