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Das Pflegetagebuch: Hilfe für Pflegende

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Man wird durch Krank­heit, Un­fall oder Al­ter pfle­ge­be­dürf­tig oder muss als An­ge­hö­ri­ger plötz­lich je­man­den pfle­gen. Al­lein die­se Si­tu­a­ti­on der emo­tio­nalen Be­las­tung kann einen schnell an sei­ne Gren­zen brin­gen.

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Um Pfle­ge­leis­tun­gen von der Kran­ken­ver­si­che­rung zu be­kom­men, ist es er­for­der­lich, ein Pfle­ge­ta­ge­buch zu füh­ren. Da­bei ist das ei­gent­lich nicht das An­lie­gen des Pfle­ge­ta­ge­buchs – es soll viel­mehr eine Hil­fe für Be­trof­fe­ne und pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge dar­stel­len. Wie ge­stal­tet sich der Ein­satz eines Pfle­ge­ta­ge­buchs in der Pra­xis? Wo­rauf müs­sen Sie bei der Do­ku­men­ta­ti­on der Pfle­ge ach­ten? Wer prüft das Pfle­ge­ta­ge­buch und zu wel­chem Zweck? Was re­gelt das Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz (PSG II)?

Wofür ist ein Pflegetagebuch gut?

Die Do­ku­men­ta­ti­on der Pfle­ge­auf­wän­de ist eine Hilfs­stel­lung, um die Be­gut­ach­tung einer Pfle­ge­be­dürf­tig­keit bes­ser zu ver­ste­hen. Den Gu­tach­tern des Me­di­zi­nischen Diens­tes der Kran­ken­ver­si­che­rung (MDK) oder ME­DIC­PROOF bie­tet es einen un­ver­stell­ten Blick in den täg­li­chen und nächt­li­chen Pfle­ge­be­darf.

Wenn ein Ter­min zur Be­gut­ach­tung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit be­vor­steht, soll­te man als An­ge­hö­ri­ger das Pfle­ge­ta­ge­buch füh­ren. Be­trof­fe­ne nei­gen da­zu, in der stres­sigen Si­tu­a­ti­on ge­gen­über den Gu­tach­tern die ei­ge­ne La­ge her­un­ter­zu­spie­len. Das Pfle­ge­ta­ge­buch spie­gelt hin­ge­gen die Fak­ten des Pfle­ge­all­tags wi­der.

Unter welchen Voraussetzungen sollte ein Pflegetagebuch geführt werden?

Die schrift­li­che Auf­lis­tung des Pfle­ge­be­darfs und der Pfle­ge­zei­ten ist in zwei Si­tu­a­ti­o­nen not­wen­dig. Zum ei­nen soll­te eine sol­che Do­ku­men­ta­ti­on ge­führt wer­den, wenn man selbst pfle­ge­be­dürf­tig ist oder einen hilfs­be­dürf­ti­gen An­ge­hö­ri­gen be­treut. Es hilft bei der Ar­gu­men­ta­ti­on, wenn man in die­ser Si­tu­a­ti­on auf un­ter­stüt­zen­de Leis­tun­gen an­ge­wie­sen ist und wenn zur Be­stim­mung der Leis­tun­gen noch kei­ne Ein­tei­lung in einen Pfle­ge­grad er­folgt ist.

Zum an­de­ren ist das Füh­ren eines Pfle­ge­ta­ge­buchs not­wen­dig, wenn be­reits die Ein­stu­fung in einen Pfle­ge­grad er­folgt ist, sich aber et­was an der Pfle­ge­si­tu­a­ti­on ver­än­dert. Für die hö­he­re Ein­stu­fung oder das Be­an­tra­gen zu­sätz­li­cher Leis­tun­gen ist also wie­der ein Pfle­ge­ta­ge­buch zur Do­ku­men­ta­ti­on not­wen­dig.

Wie wird ein Pflegetagebuch richtig geführt?

Die Pfle­ge­zei­ten müs­sen mi­nu­ten­ge­nau do­ku­men­tiert wer­den, denn nur so kön­nen die Gu­tach­ter eine mög­lichst ge­naue Ein­stu­fung in eine Pfle­ge­stu­fe vor­neh­men. Das XI. So­zi­al­ge­setz­buch (SGB XI) bie­tet Richt­wer­te zur Ori­en­tie­rung. Bei der kon­kre­ten Zeit­er­fas­sung nut­zen Sie am bes­ten einen Pfle­ge­ta­ge­buch- Vor­druck. Das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um stellt on­line eine Vor­la­ge für ein kos­ten­lo­ses Pfle­ge­ta­ge­buch zur Ver­fü­gung.

Wie wer­den die Pfle­ge­zei­ten er­fasst?

Die Pfle­ge­zei­ten sind in vier Pfle­ge­tä­tig­kei­ten un­ter­gli­edert: Kör­per­pfle­ge, Mo­bi­li­tät, Er­näh­rung und die haus­wirt­schaft­li­che Ver­sor­gung. Jede Pfle­ge­tä­tig­keit ist noch ein­mal in ver­schie­de­ne Ver­rich­tun­gen un­ter­teilt. Ach­ten Sie beim Aus­fül­len dar­auf, für jede Ver­rich­tung die Zei­ten se­pa­rat zu er­fas­sen.

Zur Kör­per­pfle­ge ge­hö­ren bei­spiels­wei­se die Ver­rich­tun­gen Wa­schen, Zahn­pfle­ge und Darm-/ Bla­sen­ent­lee­rung. Der Richt­wert für eine Ganz­kör­per­wä­sche liegt bei­spiels­wei­se bei 20 bis 25 Mi­nu­ten oder für die Zahn­pfle­ge bei fünf Mi­nu­ten.

Un­ter Mo­bi­li­tät ist un­ter an­de­rem das Ver­las­sen und Wie­der­auf­su­chen der Woh­nung ge­meint, aber auch das Auf­ste­hen und Zu­bett­ge­hen. Für das An­klei­den sind acht bis zehn Mi­nu­ten an­ge­setzt.

Zur Er­näh­rung zählt ne­ben dem Es­sen auch die Ver­sor­gung mit einer Son­de so­wie die mund­ge­rech­te Zu­be­rei­tung der Spei­sen. So wer­den für eine Haupt­mahl­zeit 15 bis 20 Mi­nu­ten vor­ge­ge­ben.

Die haus­wirt­schaft­li­che Ver­sor­gung um­fasst bei­spiels­wei­se Ver­rich­tun­gen wie Ein­kau­fen, Ge­schirr­spü­len oder das Wa­schen der Wä­sche. Da die Ge­ge­ben­hei­ten für die­se Tä­tig­kei­ten in allen Haus­hal­ten ver­schie­den sind, gibt es da­für kei­ne zeit­li­chen Vor­ga­ben.

Die Do­ku­men­ta­ti­on der Pfle­ge­schrit­te ist müh­sam, vor al­lem wenn es das ers­te Pfle­ge­ta­ge­buch ist. Aber ist der Zeit­auf­wand für die Pfle­ge zum Bei­spiel we­gen star­kem Über­ge­wicht oder ein­ge­schränk­ter Be­weg­lich­keit hö­her, füh­ren Sie auch das im Pfle­ge­ta­ge­buch auf. Denn es hilft den Gu­tach­tern bei der Be­stim­mung des Pfle­ge­gra­des. Zu­dem kann Ihnen die Pfle­ge­be­ra­tung Hin­wei­se zur Füh­rung eines Pfle­ge­ta­ge­buchs ge­ben.

Un­ter­tei­lung der Hil­fe­leis­tun­gen

Im Ta­ge­buch muss aber nicht nur die Zeit, son­dern auch die Art der Hil­fe­leis­tung fest­ge­hal­ten wer­den. Zur Ver­ein­fa­chung un­ter­schei­det der Ge­setz­ge­ber in fünf For­men der Hil­fe­leis­tung, für die es je­weils eine ei­ge­ne Ab­kür­zung im Pfle­ge­ta­ge­buch gibt.

U wie Un­ter­stüt­zung: Ge­meint ist, wenn die be­treu­te Per­son grund­sätz­lich selbst­än­dig ist, aber bei der Vor- und Nach­be­rei­tung Un­ter­stüt­zung in der Pfle­ge be­nö­tigt. Das heißt, das Du­schen klappt noch al­lein, aber zum Bei­spiel das Ein­rich­ten des Dusch­ho­ckers nicht.

TÜ wie teil­wei­se Über­nah­me: Teil­wei­se Über­nah­me be­deu­tet, dass der Pfle­ge­be­dürf­ti­ge Un­ter­stüt­zung zur Voll­endung einer zum Teil selbst er­le­dig­ten Ver­rich­tung braucht. Wenn beim Ein­kauf für den täg­li­chen Be­darf eine Be­glei­tung not­wen­dig ist, die ge­pfleg­te Per­son aber selbst noch mit­ge­hen kann, wä­re das eine teil­wei­se Über­nah­me.

VÜ wie voll­stän­di­ge Über­nah­me: Sie über­neh­men eine Ver­rich­tung des täg­li­chen Le­bens Ih­res An­ge­hö­ri­gen voll­stän­dig.

B wie Be­auf­sich­ti­gen: Eine ge­wöhn­li­che Ver­rich­tung der pfle­ge­be­dürf­tig­en Per­son muss be­auf­sich­tigt wer­den. Die­se Hilfs­form ist wie die An­lei­tung vor al­lem für psy­chisch kran­ke oder de­men­te Per­so­nen kon­zi­piert. Das kön­nen Ver­rich­tun­gen sein, bei de­nen ein Ver­let­zungs­ri­siko be­steht wie Ko­chen oder Ra­sie­ren. Den­noch för­dern das Be­auf­sich­ti­gen und An­lei­ten die Selbst­än­dig­keit Ih­res An­ge­hö­ri­gen.

A wie An­lei­tung: Die Hil­fe für den Pfle­ge­be­dürf­ti­gen um­fasst die An­lei­tung einer all­täg­li­chen Ver­rich­tung. Hier wird von einer hö­he­ren Pfle­ge-Über­nah­me durch den An­lei­ten­den aus­ge­gan­gen als bei der Be­auf­sich­ti­gung.

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Wie prüft die Pflegekasse meine Pflegebedürftigkeit?

Für die Prü­fung be­auf­tragt die Pfle­ge­kasse den Me­di­zi­nischen Dienst der Kran­ken­ver­si­che­rung (MDK) oder un­ab­hän­gi­ge Gu­tach­ter. Die­se schla­gen dem An­trag­stel­ler einen Ter­min zur Pfle­ge­be­gut­ach­tung vor. Der Be­such fin­det dort statt, wo der ak­tu­el­le Le­bens­mit­tel­punkt der zu hilfs­be­dürf­ti­gen Per­son ist. Das kann ent­we­der das Zu­hau­se, eine Pfle­ge­ein­rich­tung oder das Kran­ken­haus sein. Dies ist für die nach­fol­gen­de An­er­ken­nung eines Pfle­ge­gra­des ein wich­ti­ges Kri­te­ri­um.

Die Gu­tach­ter des MDK ver­schaf­fen sich einen ge­nau­en Über­blick über die Pfle­ge­si­tu­a­ti­on in drei we­sent­li­chen Schrit­ten. Es gibt ein Ge­spräch mit dem Pfle­ge­emp­fän­ger so­wie des­sen Pfle­ge­per­so­nen, eine kör­per­li­che Be­gut­ach­tung des Pfle­ge­be­dürf­ti­gen und eine Prü­fung der Un­ter­la­gen. Da­zu zählt un­ter an­de­rem ein sorg­fäl­tig ge­führ­tes Pfle­ge­ta­ge­buch so­wie ein Me­di­ka­men­ten­plan.

Die ge­samm­el­ten In­for­ma­tio­nen die­nen als Grund­la­ge für das Gu­tach­ten, das die Pfle­ge­kasse er­hält. Zu­dem wird eine Emp­feh­lung zur Vor­beu­gung und Re­ha­bi­li­ta­ti­on er­stellt. Die Emp­feh­lung be­in­hal­tet ge­ge­be­nen­falls auch Hilfs- und Pfle­ge­hilfs­mit­tel wie Geh­hil­fen oder ein Pfle­ge­bett. Das Gu­tach­ten die­nt als Grund­la­ge zur Ein­schät­zung der Pfle­ge­be­dürf­tig­keit und an­schlie­ßen­den Zu­er­ken­nung eines be­stimm­ten Pfle­ge­gra­des. Die neu­en Pfle­ge­gra­de (1 - 5) er­set­zen seit 2017 die bis da­hin gül­ti­gen drei Pfle­ge­stu­fen.

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